Geliebtes Meer
von Herbert Bisovsky (August 2012)

Es ist die Stille in mir, geliebtes Meer,
die mit jeder deiner Wellen mehr wird
und die kaum Worte zulässt, um dich zu beschreiben.

Meinen Augen zeigst du Schönheit,
ein Farbenspiel, so einfach und doch ist es genug,
es ist, als wenn Sonne, Mond und Wind dich malen würden.
Ein Bild, dessen Bestimmung es ist, nie ein Ende zu finden,
und Maler, deren Aufgabe es ist, nie den Pinsel niederzulegen.
Ein Bild, dessen Ewigkeit es nie davon abhalten kann,
jeden Augenblick neu zu entstehen.

Und wenn sich Sinne zurückziehen, um einem Besonderes zu geben,
so ist es wunderbar, wenn du mich dich riechen lässt.
Wenn spielende Winde von dir nehmen,
um dich weit darüber hinaus zu tragen,
wo dein Ende scheint, oder doch dein Anfang ist,
wo du Land zu Ufer machst,
dorthin wo du schon vor langer Zeit warst,
als die Götter noch beratschlagten,
welche Wesen diese Erde bevölkern sollten.

Geliebtes Meer, wenn ich meine Augen schließe, um dich zu hören,
wenn dein Rauschen mir das Gefühl gibt, du kämst in mich,
so spüre ich den Wunsch, einmal du zu sein.
Denn du warst es einst, das alles Leben gebar,
was wären wir ohne dich.

Wie würde ich leben, wenn ich dein ewiges Wissen hätte,
wie wäre meine Sprache, wenn ich des Lebens Entwicklung wirklich erlebt hätte,
wie mein Tun, wenn ich deine Größe hätte
und wie würde deine Kraft mein Handeln beeinflussen.
Wie würde ich leben, wenn ich wie du wäre, genug mit sich selbst.

Und wenn ich in dir bin, um all das zu spüren, was du bist,
so kommt mir der Gedanke, dass es gar nicht meine Worte sind, die ich hier schreibe.
Wie es wohl wäre, wenn du ich wärst, vielleicht würde es dich bloß ein Lächeln kosten,
wenn ich über Zeit spreche.
Was würdest du tun, wenn du die Sorgen der Menschen hättest
und ihr Tun in dieser Welt sehen könntest.

Ich spüre es, dass ein Urteil für dich nicht von Bedeutung ist,
sondern deine Wichtigkeit im Akzeptieren von `allem was Ist` liegt,
das den Weg der Entwicklung formt,
denn du wusstest schon vor langer Zeit.

Deines ist das Geben.
Ein Nehmen, von dem was du bist, für jene die es wollen.
Und du lässt Freiheit und Zeit um zu entscheiden.
Wie groß du bist.

Ach ja, das Schmecken,
da fällt mir eine kleine Geschichte ein, die ich dir gerne erzählen möchte.
Sie handelt von meinen Sohn, er war erst vier Jahre auf dieser Welt,
als er dich das erste Mal schmeckte.
Er liebte das Wasser.
Es war ein Urlaub, eine lange Fahrt, das Meer und seine Ungeduld.
Schnell ein paar Schwimmflügel und rein ins Wasser,
dann eine Welle, ein Schluck, ein vorwurfsvolles Gesicht, darauf ein „wääääähhhhh“
und danach, ein wundervolles Lächeln.

Wie viele lachende Kinderherzen du schon kennst, all deine Schwestern und Brüder,
die auch aus dem Wasser kommen.
All jene, die noch Halt brauchen, um zu denen zu werden, die Halt geben.
Wie ein Fluss, der immer vorwärts fließt, nie zurück.

Geliebtes Meer, wieviel Vergängliches du schon in deinen Armen hieltest,
wie lange du schon bist,
trotz all dem Schaden, den dir Menschen bisher zugefügt haben.
Wenn es etwas ist, das ich dir geben kann, so ist es ein Satz.


Lass mich mein Leben so leben, dass es deiner würdig ist.






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