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Wie schön du bist
von Herbert Bisovsky (2012)

Vieles ging dir voraus, Geschichten übertrugen sich, nahmen ihren Lauf,
Ungereimtes machte sich breit, Verlorenes nistete sich ein,
Augen verschlossen sich, um den Horizont nach dem Retter abzusuchen,
dann betratest du diese Welt, in Reinheit und Unschuld,
Vergessen waren die Kriege, Schwerter suchten die Scheide, neue Hoffnung war.

Wie schön du warst, welch Liebe du brachtest,
sie glaubten, ein Engel habe die Erde betreten,
du spürtest sie, ihre Hoffnungen, schon als Kind,
sie gaben etwas in deine Hände, was du hättest nicht nehmen sollen,
du liebtest sie und sie liebten dich, so wurdest du älter.

Deine Schönheit reifte zur Vollkommenheit,
selbst die Schmetterlinge hielten den Atem an,
so warst du zur jungen Frau geworden,
und Prinzen begannen um dich zu werben,
auch dies, was du hättest nicht nehmen sollen, reifte.

Wenn sie dich sahen, malten sie sich Bilder vor ihre Augen,
ihre Gedanken erzeugten wilde Pferde, die sie beritten,
um dich dem dunklen Ritter mit einem Schwerthieb zu entreißen,
deine Schönheit, kein Tropfen Blut durfte sie berühren,
so wollten sie dich auf ihr Schloss bringen.

Du konntest ihre Bilder in Bewegung bringen,
oder Sie ins Feuer werfen, sodass sie kraftlos von ihren Pferden fielen,
Prinzen trugen dich, so konntest du dorthin, wo es keinen Boden mehr gab,
wie vertraut dir diese Macht war, sodass du vergaßest, ihrer bewusst zu werden,
so war deine Kraft vom Licht ins Dunkel geraten und wandte sich gegen dich.

Ein Umkehren war undenkbar, zu lange war das Dunkel alleine gewesen,
wie ein Boot mit blähendem Segel, ruderlos, in wilder See,
wie schön du warst, alle Schmetterlinge schrieen, als sie von deinem Fallen hörten,
alle Gräser rückten zusammen, um dich aufzufangen,
und dir Verlorenes wieder zu geben.

Wie lange du lagst, Schmerzen nahmen dir Bewegung,
all die Ritter, die längst neue Bilder malten, verloren sich,
ihre hinkenden Pferde hinterließen nur Staub und Schatten,
all die Träume verschwanden, wie ein Fluss, der in der Wüste endet,
so lagst du da und spürtest deine Einsamkeit.

Dein Spüren, wie lange hattest du es nicht getan,
dein Tun, wie lange hattest du es nicht gespürt,
doch etwas hattest du schon vor langer Zeit gewusst,
dass du dir eine Begegnung wünscht, mit dem,
dessen Boot immer leer in den Hafen des Lebens kam.

Du spürtest diesen Sog, eine Kraft, die dein Herz forderte,
diese Kraft, die dich in wehend weißes Gewand hüllte,
dein Leib zitterte, wenn diese Magie dich suchte,
und du begannst sie zu lieben, sodass dein Herz schrie,
vergebens all die Schwerthiebe, die nie welche waren.

Du spürtest es noch, den Atem des Ritters und die Hufe des Pferdes,
doch es reichte nie, dich vom Dunklen zu entfernen,
wie lange lagst du da, als all diese Erinnerungen zurückkehrten,
du dieses Zittern wieder spürtest, als ob sie eine Botschaft für dich hätten,
wie lange lagst du schon da, als du wieder zu hören begannst.

Welch schönes Singen deinen Körper erfasste, ihn streichelte,
etwas in dich ging, was du gut kanntest und vielleicht verloren hattest,
deine Augen erinnerten sich ihrer Bestimmung,
dann sahst du sie, kniend neben dir, in farbiges Gewand gehüllt,
Tiere und Pflanzen lauschten und Steine schwiegen, als sie sprach.

Sag mir, wer ich bin und du weißt wer du bist,
sieh dich um, ich bin alles, was dich umgibt,
was du siehst, hörst, riechst, spürst und fühlst,
sag mir, warum möchtest du dorthin, wo ich nicht bleibe,
wen glaubst du dort zu finden, der dich haben will.

Meinst du dort einen Platz zu finden, der dem meinem gerecht ist,
möchtest du deine Ahnen weinen sehen, all ihre Müh umsonst sein lassen,
nur weil du glaubst etwas tun zu müssen, was dir nie befohlen wurde,
mein Kind, sieh all das, was dich umgibt, ich habe es für dich erschaffen,
ich singe meine Lieder für dich, ich tanze für dich, sieh es.

Möchtest du all dies missen, meine Früchte verweigern, dein Fühlen verwehren,
dein Bewegen vergessen, den Schmetterlingen trotzen,
Kind, erwache, lasse all dies in deinen Körper, was ich bin, so wirst auch du,
dieser Zauber soll sein, wenn du mir einen Namen gibst, meine Liebe,
wie lange lagst du da, bis du ihr einen Namen gabst...

Wie schön du bist, Leben...






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